Proteinpulver kennt wahrscheinlich jeder von euch, wird es doch inzwischen an jeder Straßenecke verkauft. Egal ob Supermärkten, Drogerien oder speziellen Geschäften für Nahrungsergänzungsmittel, Proteinpulver gibt es überall. Allein in den letzten 2 Jahren haben die Verkäufe von Proteinpulver in Deutschland um mehr als 50% zugenommen. Doch Proteinpulver ist nicht gleich Proteinpulver!
Die unterschiedlichen Arten von Proteinpulvern
Heutzutage gibt es Proteinpulver aus fast allen proteinreichen Lebensmitteln. Zu den gängigsten zählen Molkenproteinpulver, das so genannte Whey-Protein, Milchproteinpulver, dazu zählt zum Beispiel Casein, sowie Erbsen-, Reis-, Soja-, Hanf- und Eiweißproteinpulver. Vereinzelt gibt es sogar Fleischproteinpulver zu kaufen. Worin aber unterscheiden sich diese Proteinpulver nun genau?
Zum einen, in ihrer biologischen Wertigkeit und zum anderen in ihrer Komplexität. Für Veganer und Vegetarier spielt zudem die Herkunft eine wichtige Rolle, sodass Whey-, Casein-, Eiweiß- oder Fleischproteinpulver sowieso nicht in Frage kommen.
Die biologische Wertigkeit
Die biologische Wertigkeit beschreibt, wie viel eines, durch die Nahrung aufgenommenen, Proteins von unserem Organismus in körpereigenes Protein umgewandelt werden und folglich für Prozesse wie zum Beispiel den Muskelaufbau genutzt werden kann. Je höher die Wertigkeit eines Proteins ist, desto vollständiger kann es in körpereigene Proteine umgewandelt werden und steht somit in größerem Maß für körpereigene Prozesse zur Verfügung. Zur biologischen Wertigkeit zählt auch das Aminosäurenprofil eines Lebensmittels. Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine und gibt hunderte verschiedene, von denen jedoch nur 21 für die Proteinsynthese des menschlichen Körpers wichtig sind. Acht von ihnen sind essentiell, d.h der Körper kann sie nicht selbst bilden und muss sie über die Nahrung aufnehmen, und 13 sind nicht-essentiell, d.h sie können vom Körper selbst hergestellt werden. Kommen alle diese 20 Aminosäuren in einem Lebensmittel vor, spricht man von einem vollständigen Aminosäurenprofil. Die biologische Wertigkeit dieser Lebensmittel ist demnach höher, da es alle Aminosäuren besitzt, die der Organismus für körpereigene Prozesse/die Proteinsynthese benötigt. Tierische Lebensmittel haben in der Regel eine höhere biologische Wertigkeit als pflanzliche, da die Proteine von Tieren denen von uns Menschen ähnlicher sind als die von Pflanzen. Durch eine Kombination von verschiedenen Lebensmitteln kann man das Aminosäurenprofile ergänzen und die biologische Wertigkeit noch zusätzlich erhöhen.
Proteinpulver | Biologische Wertigkeit (ca.) |
---|---|
Whey
|
104 %
|
Whey-Isolat
|
154 %
|
Casein
|
77 %
|
Erbsenprotein
|
61 %
|
Sojaprotein
|
73 %
|
Hanfprotein
|
52 % |
Eiweißprotein
|
91 %
|
Reisprotein
|
83 %
|
Fleischprotein
|
80 % |
Die Komplexität der Proteine
Proteine können wie auch Kohlenhydrate unterschiedlich komplex sein. Dies hängt zu einem mit ihrem Aminosäurenprofil und zum anderen mit Ihrer Struktur zusammen. Jedes Protein kann aus unterschiedlich vielen Aminosäuren bestehen, wobei diese dann auch auf verschieden Arten miteinandern verkettet sein können und somit eine andere Struktur bilden. Abhängig von der individuellen Struktur benötigt unser Organismus mehr oder weniger Zeit um ein Protein zu verdauen. Komplexe Proteine mit langen, verzweigten Aminosäureketten zum Beispiel können nur langsam verdaut werden, da die ketten erst aufgespalten werden müssen um die Aminosäuren in den Organismus zu übernehmen. Kurzkettige Aminosäuren mit einer einfachen Struktur hingegen können sehr schnell verdaut und damit fast unmittelbar nach der Einnahme in den Organismus übergehen. Während Whey zu den Proteinen verdauen, die am schnellsten verdaut werden können, ist Casein eines der komplexesten Proteine überhaupt und wird nur sehr langsam verdaut. In der folgenden Tabelle findet Ihr die Zeit, die ein Proteinpulver ungefähr benötigt um in die Zellen über zu gehen. Es handelt sich allerdings nur um ungefähre Werte, da eine genaue Schätzung von der individuellen Konstitution und der Zusammensetzung des jeweiligen Proteinpulvers abhängt.
Proteinpulver | Absorbtionsrate |
---|---|
Whey
|
9 Gramm pro Stunde
|
Whey-Isolat
|
10 Gramm pro Stunde
|
Whey-Hydroisolat
|
20 Gramm pro Stunde
|
Casein
|
6 Gramm pro Stunde
|
Erbsenprotein
|
2,6 Gramm pro Stunde
|
Sojaprotein
|
4 Gramm pro Stunde
|
Hanfprotein
|
4 Gramm pro Stunde |
Eiweißprotein
|
2 Gramm pro Stunde
|
Reisprotein
|
3,5 Gramm pro Stunde
|
Fleischprotein
|
10 Gramm pro Stunde |
Konzentrat, Isolat oder Hydroisolat?
Proteinpulver gibt es oft als Konzentrat, Isolat oder neurgins auch als Hydrosiolat.
Konzentrat
Proteinpulver kann durch zwei verschiedene Prozesse gewonnen werden. Der erste nennt sich Ionenaustausch-Verfahren, bei dem die Ladung der Proteine verändert wird, sodass diese sich an andere Stoffe binden. Der Vorteil, das Pulver wird proteinreicher und enthält weniger Rückstände wie Fett oder Laktose. Das zweite Verfahren nennt sich Ultrafiltration. Dabei werden die Proteine durch sehr feine Keramikfilter gefiltert und werden dadurch feiner sowie reiner. Der Vorteil: Es bleiben viele wichtige bioaktive Bestandteile der Proteine erhalten.
Ein modernes Proteinpulver-Konzentrat hat in der Regel einen Proteinanteil von 70 – 80 %. Neben vielen Proteinen enthält es allerdings auch noch relativ viel Laktose, Fett und Kohlenhydrate.
Isolat
Mit 90 – 96% Proteingehalt ist Isolat nochmals ein Stück wertiger als Konzentrat. Zudem enthält es aufgrund der feineren Filtrierung der Proteine weniger Laktose, Fett, Kohlenhydrate und andere Rückstände. Es kann nur mit sehr niedrigen Temperaturen und säurearmen Bedingungen produziert werden, da sonst wichtige natürliche Bestandteile verloren gehen würden. Isolat ist von der Qualität her noch ein ganzes Stück besser als Konzentrat, da es mehr Proteine und weitaus weniger Rückstände enthält. Der Nachteil: Es ist auch erheblich teurer da das Herstellungsverfahren viel aufwendiger als bei Konzentrat ist.
Hydroisolat
Bei Hydroisolat wird noch ein Verarbeitungsschritt mehr als bei Konzentrat oder Isolat angewendet. Man nennt diesen Schritt “enzymatische Aufspaltung”, bei dem die Proteinketten in aufgespalten und gekürzt werden. Dadurch entsteht ein Protein, welches aufgrund der extrem kurzen Ketten noch schneller von unserem Organismus verdaut werden kann. Die Vorteil: Der Körper kann quasi alle Aminosäuren aus dem Protein unmittelbar nach dem Verzehr aufnehmen, ohne dass auch nur 1% verloren geht. Diese Proteinpulver hat mit Abstand den besten Gehalt an Proteinen und enthält sonst kaum Rückstände, da es wie Isolat sehr fein gefiltert wird. Zudem kann es vollständig aufgenommen und vom Körper verwertetet werden. Es ist allerdings auch extrem teuer, da das Herstellungsverfahren sehr aufwändig ist.
Wie sinnvoll die Einnahme von Proteinpulvern meiner Meinung nach im Allgemeinen ist, könnt Ihr hier nachlesen.
Schreibe eine Antwort zu Andree MAntwort abbrechen