Das Fernsehen ist ein sehr beliebter Zeitvertreib in Deutschland. Die meisten Haushalte haben mindestens ein TV-Gerät, viele sogar mehr. Das Fernsehen unterhält, informiert, besänftigt und fesselt uns. Doch leider ist es alles anderes als gut für unsere Gesundheit! So kann das Essen vor dem Fernseher nicht nur dick machen, sondern auch zu großen Gesundheitsproblemen führen. Warum das so ist und was Ihr dagegen tun könnt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Wann habt Ihr euch das letzte Mal so wirklich ernsthaft Gedanken über euer Essen geachtet? Wann habt Ihr über jeden Bissen nachgedacht – über die Farbe, den Geruch oder den Geschmack der Mahlzeit?
Ich wette, das ist lange her – wenn überhaupt.
Multitasking als Ablenkungsmanöver
Während des Essens fernzusehen, ist eine weit verbreitete Angewohnheit. Ob mit der Familie oder allein, die Mahlzeit zusammen mit der Lieblingsserie zu genießen, schafft eine angenehme Atmosphäre. Es ist jedoch nicht überraschend, dass das Essen vor dem Fernseher auch viele Nachteile für die körperliche und geistige Gesundheit mit sich bringt.
Wenn Ihr vor dem Fernseher esst, achtet Ihr auf das, was dort passiert, anstatt Euch auf Euer Essen zu konzentrieren. Das kann dazu führen, dass Ihr bis zu einem Drittel mehr esst, als Ihr es ohne Fernsehen tun würdet [1]. Fernsehen und Achtsamkeit passen nicht zusammen. Wenn Ihr esst, während Ihr Eure Lieblingssendung seht, gilt das bereits als Multitasking. Multitasking wiederum lenkt Euer Gehirn ab, sodass Ihr am Ende nicht mehr genau wisst, was Ihr eigentlich gegessen habt. Dasselbe gilt für das Essen in Eile – wenn man zu schnell isst, ohne zu hinterfragen, ob die Portion angemessen war. Umso wichtiger ist es also, sich auch unterwegs gesund zu ernähren.
Das Essen vor dem Fernseher behindert Aufmerksamkeit und Erinnerung
Ein Team der Universität Birmingham hat Studien durchgeführt, in denen es um zwei wichtige geistige Fähigkeiten im Zusammenhang mit Essgewohnheiten geht: Aufmerksamkeit und Gedächtnis [2]. In den Studien wurde zwei Gruppen von Personen jeweils eine Mahlzeit serviert. Die erste Gruppe aß, während sie fernsah, während die zweite Gruppe die gleiche Mahlzeit ohne jegliche Ablenkung genoss.
Das Ergebnis?
Die erste Gruppe, die durch das Fernsehen abgelenkt war, hat viel mehr gegessen als die zweite Gruppe. Der Grund dafür? Wenn man mit dem Essen beginnt, braucht das Gehirn etwa 15-20 Minuten, um die Informationen aus dem Magen zu verarbeiten und entsprechende Hormone auszuschütten, egal ob man genug gegessen hat oder nicht. Wenn Ihr während des Essens durch den Fernseher abgelenkt seid oder Eure Mahlzeit zu schnell esst, hat Euer Gehirn Schwierigkeiten, die Informationen über die Nahrungsaufnahme zu verarbeiten. Wenn Ihr dann nicht darauf achtet, was Ihr esst, kann es leicht passieren, dass Ihr viel mehr Nahrung zu euch nehmt, als Euer Körper braucht.
Darüber hinaus unterdrückt Euer Gehirn die Erinnerung an Eure Nahrungsaufnahme, wenn Ihr während des Essens fernseht (oder euer Smartphone benutzt). Da Ihr Eure Mahlzeit aufgrund einer äußeren Ablenkung nicht wahrgenommen habt, hat Euer Gehirn keine Erinnerung an das Essen. Dies kann ebenfalls zu übermäßigem Konsum führen, weil Euer Gehirn keine Gelegenheit hatte, Erinnerungen daran zu schaffen, was Ihr gegessen habt und wie groß die Portion war.
Essen vor dem Fernseher ist besonders schädlich für Kinder
Eine im Obesity Reviews Journal veröffentlichte Übersichtsarbeit berichtet, dass das Essen vor dem Fernseher einer der Risikofaktoren für Übergewicht oder Fettleibigkeit im Kindes- und Jugendalter sein kann. Außerdem kann diese Tätigkeit auch später im Leben eines Kindes zu ungesunden Essgewohnheiten führen. Die Untersuchung umfasst 20 Arbeiten mit Daten von über 80.000 Kindern und Jugendlichen. In 75 % der Studien wurde ein positiver Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum während der Mahlzeiten und Übergewicht oder Fettleibigkeit festgestellt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Kinder von klein auf an gesunde Essgewohnheiten heranzuführen. Achtsames Essen ohne Hektik und Ablenkung ist alles, was Euer Kind braucht, um eine gute Einstellung zum Essen zu haben!
Die Nachteile des Essens vor dem Fernseher
- Diese Gewohnheit führt zu Multitasking, und Multitasking lenkt Euer Gehirn ab, was zu übermäßigem Verzehr führen kann.
- Ohne Achtsamkeit helfen euch weder Aufmerksamkeit noch Gedächtnis, Eure Nahrungsaufnahme und Eure Gewohnheiten gezielt zu verfolgen.
- Fernsehen während des Essens kann die Stoffwechselrate senken – wenn Ihr die Mahlzeit beendet und weiter fernseht, anstatt Euch zu bewegen, verdaut Ihr das Essen nicht richtig. Ein Spaziergang kann manchmal wahre Wunder bewirken!
- Gleichzeitiges Essen und Fernsehen führt zu einem erhöhten Risiko von Übergewicht, insbesondere bei Kindern.
- Wenn Ihr abnehmen wollt, müsst Ihr nicht immer eine spezielle Diät machen – manchmal ist es wichtiger, achtsam zu essen, als weniger zu essen.
Wie man beim Essen achtsamer wird
Wenn es Euch schwer fällt, beim Essen auf den Fernseher zu verzichten, könnt Ihr mit einer einzigen Mahlzeit am Tag beginnen, die Ihr ohne Ablenkung genießt. Sobald Ihr euch daran gewöhnt habt, könnt Ihr diese Gewohnheit auf jede Mahlzeit übertragen. Die folgenden Tipps helfen Euch, Eure Aufmerksamkeit auf Eure Mahlzeit zu lenken, sodass Ihr das Fernsehen leichter vergessen könnt:
- Verwendung von Essstäbchen – wenn Ihr damit noch nicht vertraut seid, hilft es Euch, dem Essen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
- Schwereres Besteck als üblich verwenden – wie bei den Essstäbchen führt auch die Verwendung von schwererem Besteck zu einer besseren Konzentration, da es für Euer Gehirn etwas Neues ist.
- Wechselt die Hände – wenn Ihr normalerweise mit der rechten Hand den Löffel oder das Messer haltet, nehmt stattdessen die linke Hand (und umgekehrt=.
Fazit
Studien empfehlen zwar, das Fernsehen während der Mahlzeiten zu meiden [4], aber Ihr müsst es auch nicht für immer aufgeben. Von Zeit zu Zeit eine Kleinigkeit zu essen, während Ihr Eure Lieblingsserie im Fernsehen schaut, wird Euch nicht umbringen. Denkt aber daran, das dies eher eine Ausnahme von der Regel sein und nicht zur täglichen Gewohnheit werden sollte!
Referenzen
- León‐Muñoz, L. M., García‐Esquinas, E., Soler‐Vila, H., Guallar‐Castillón, P., Banegas, J. R., & Rodríguez‐Artalejo, F. (2016). Unhealthy eating behaviors and weight gain: a prospective study in young and middle‐age adults. Obesity, 24(5), 1178-1184.
- Robinson, E., Aveyard, P., Daley, A., Jolly, K., Lewis, A., Lycett, D., & Higgs, S. (2013). Eating attentively: a systematic review and meta-analysis of the effect of food intake memory and awareness on eating. The American journal of clinical nutrition, 97(4), 728-742.
- Ghobadi, S., Hassanzadeh‐Rostami, Z., Salehi‐Marzijarani, M., Bellissimo, N., Brett, N. R., Totosy de Zepetnek, J. O., & Faghih, S. (2018). Association of eating while television viewing and overweight/obesity among children and adolescents: a systematic review and meta‐analysis of observational studies. Obesity Reviews, 19(3), 313-320.
- Alblas, M. C., Mollen, S., Wennekers, A. M., Fransen, M. L., & van den Putte, B. (2021). Consuming media, consuming food: investigating concurrent TV viewing and eating using a 7-d time use diary survey. Public Health Nutrition, 1-10.